Die Geschichte des Tivoli

Das spätere Tivoli wurde um das Jahr 1830 als Gartenhaus in der damals noch fast unbebauten Sundhäuser Vorstadt erbaut. Bauherr war der Finanzrat Johann Wilhelm Andreas Lotze (1768-1846) gewesen, der seinen Hauptwohnsitz in der heutigen Siebleber Straße 26 hatte. Das Gartengrundstück findet sich im Gothaer Adressbuch von 1833 unter der damaligen Adresse Vorm Sundhäuser Thor 1182a und im Stadtplan von 1840 an der sogenannten Ziegelhütten-Allee wieder.

Nach dem Tode des Geheimen Finanzrates Lotze versteigerten seine Erben Haus und Grundstück meistbietend und wiesen bereits in der Ausschreibung darauf hin, dass sich beides hervorragend für gastronomische Zwecke eignen würde. Der vormalige Ratskellerwirt Ernst Voigt erwarb die Immobilie für 4.015 Taler und wird noch 1848 als Schenkwirt erwähnt.

Spätestens 1852 waren jedoch die Herren Sahlender und Trostbach die neuen Hausbesitzer. Als Schenkwirt betrieb Georg Häuser die Restauration, die schließlich 1857 von Christoph Kaltwasser (1811-1862) samt der Immobilie übernommen wurde. Zuvor hatte dieser als Pachtschenkwirt die Steinmühle in der heutigen Steinmühlenallee 3 betrieben. Kaltwasser starb jedoch bereits 1862.

Seine Witwe Ottilie geb. Scharfenberg (1819-1887) führte „Kaltwassers Restauration“ weiter. Auf den ältesten erhaltenen Bauzeichnungen von 1867/68 ist deshalb „Madam Kaltwasser“ als Besitzerin erwähnt. Am 5. November 1865 fand bei ihr eine Beratung des ständigen Ausschusses des Vereins deutscher Arbeiter-Vereine mit anschließender Arbeiterversammlung im Beisein von August Bebel (1840-1913) statt. Am 16. Februar 1867 gründete sich im Kaltwasser’schen Saal der „Arbeiter-Bund“.

Neuer Besitzer wurde 1872 der Restaurateur Friedrich Helder (1840-1886), der sogleich auf dem gegenüberliegenden Gartengrundstück ein Brauereigebäude erbauen ließ. De facto fand 1875 der Vereinigungsparteitag im Helder’schen Saal statt. Offensichtlich hielt sich jedoch im Volksmund hartnäckig die alte Bezeichnung Kaltwasser’scher Saal.

Unter Brauereibesitzer Helder wurden weitere bauliche Veränderungen vorgenommen. An das Hauptgebäude ließ er 1878 durch den Stadtbaumeister Julius Bertuch ein Treppenhaus und einen Arkadengang anbauen. Bereits 1885 verkaufte er jedoch Brauerei und Gasthaus an Selmar Rohr (1827-1901) und Eduard Heynemann (1856-1886), die ab dem 1. Juli die vormalige Helder’sche Brauerei als „Gothaer Malzfabrik und Tivoli-Brauerei“ weiterführten. Die Bezeichnung „Tivoli“ leitet sich von der gleichnamigen italienischen Stadt ab und war seinerzeit ein populärer Begriff für einen Vergnügungsort oder ein Gartentheater.

Historisches Material

Letzter Besitzer war von 1902 bis 1917 Dr. phil. Paul Rohr, anfangs mit seiner Mutter Ida geb. Sebald (1836-1912). Nachdem 1918 kurzzeitig die Erfurter Brauerei Gottlieb Büchner als Eigentümer aufgetaucht war, übernahm 1919 der Fabrikbesitzer und Kommerzienrat August Blödner (1852-1927) die gesamte Konkursmasse. Er ließ die nunmehr ungenutzte Brauerei abreißen und die Mälzerei zu einem dreistöckiges Wohnhaus umbauen.

Auch das eigentliche Tivoli in der Cosmarstraße 10 wurde nach den Plänen des namhaften Gothaer Architekten Alfred Cramer (1872-1938) umgestaltet. So wurde die Stützmauer zur Cosmarstraße hin verändert. Der Saal wurde ab November 1919 als Sitzungssaal für Stadtverordnetenversammlungen genutzt, im Erdgeschoss war ab 1920 eine Kleinkinderschule untergebracht.

An dieser Nutzung änderte sich lange Zeit nichts. Lediglich aus den Stadtverordneten wurden 1933 Ratsherren sowie aus dem Kinderhort des Frauenhilfsvereins ein Kindertagesheim der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) und schließlich nach 1945 die Kindertagesstätte „Tivoli“. Noch nach 1950 war das Gebäude im Besitz von Frieda Maelzer und Marie Blödner, den Töchtern von August Blödner, nach dem bereits 1922 der am Tivoli gelegene Teil der Roststraße in August-Blödner-Straße umbenannt worden war.

Im Vorfeld der im April 1956 erfolgten Eröffnung der „Nationalen Gedenkstätte Tivoli“ erwarb die Stadt Gotha das Anwesen. Der vollkommen schmucklose Saal wurde erst 1961 wieder nach historischem Vorbild um- und ausgestaltet. Der 100. Jahrestag des Vereinigungsparteitages war der Anlass, einen Flachbau anzubauen, um mehr Ausstellungsfläche zu gewinnen.

Ende April 1975 wurde die nunmehrige Gedenkstätte „Gothaer Parteitag 1875“ in der Straße der Pariser Kommune 10 wiedereröffnet. Bereits 1971 war die Cosmarstraße umbenannt worden. Auch aus der August-Blödner-Straße war damals „Am Tivoli“ geworden, deren Nummer 3 das Tivoli inzwischen ist.

Nach der im Oktober 1990 erfolgten Schließung der systembelasteten Gedenkstätte versank das Haus in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst 1998 wieder geweckt wurde. In mehreren Baubschnitten wurde das Gebäude mit Mitteln aus dem städtischen Haushalt saniert. Nach dem Dach und der Heizungsanlage konnte im Mai 2000 pünktlich zum 125-jährigen Jubiläum der historische Saal in frisch saniertem Zustand präsentiert werden.

Nach Abschluss der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, die unter anderem den Abriss des Flachbaus beinhalteten, wurde das Haus im Januar 2005 vom 1992 gegründeten Förderverein Gothaer Tivoli zur musealen Nutzung übernommen. Im April 2006 konnte anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Gedenkstätte eine neue Dauerausstellung eröffnet werden, die nun bis zum 2025 anstehenden 150. Jahrestag des Vereinigungsparteitages neugestaltet werden soll.

Für diesen Zweck bittet der Förderverein Gothaer Tivoli e.V. um SPENDEN.

History of the Tivoli in Gotha

The building that later became Tivoli was constructed around 1830 as a house with a garden in the then largely undeveloped Sundhäuser Vorstadt. It was commissioned by the financial councillor Johann Wilhelm Andreas Lotze (1768-1846), who had his main residence at what is now Siebleber Straße 26. The garden property can be found in the Gotha address book of 1833 under the former address Vorm Sundhäuser Thor 1182a and on the city map of 1840 at the so-called Ziegelhütten-Allee.

Following the death of Privy Finance Councillor Lotze, the house and land were auctioned off to the highest bidder by his heirs, who pointed out in the tender that both would be ideal for hospitality purposes. Ernst Voigt, the former landlord of the ‘Ratskeller’, acquired the property for 4015 thalers and is still mentioned as an innkeeper in 1848.

However, by 1852 at the latest, Messrs Sahlender and Trostbach were the new proprietors. Georg Häuser ran the inn as landlord, which was eventually taken over by Christoph Kaltwasser (1811-1862) along with the property in 1857. Prior to this, he had run a pub called ‘Steinmühle’ at what is now Steinmühlenallee 3 as a tenant landlord. In 1862, Kaltwasser died.

His widow Ottilie née Scharfenberg (1819-1887) continued to run ‘Kaltwasser‘s Restaurant’. ‘Madam Kaltwasser’ is therefore mentioned as owner on the oldest surviving building drawings from 1867/68. On 5 November 1865, a meeting of the standing committee of the Association of German Workers‘ Associations (Verein der deutschen Arbeiter-Vereine) took place at her premises, followed by a workers’ assembly in the presence of August Bebel (1840-1913). On 16 February 1867, the ‘Arbeiter-Bund’ was founded in ‘Kaltwasser‘s hall’.

In 1872, restaurateur Friedrich Helder (1840-1886) became the new owner, who immediately had a brewery building constructed on the garden plot on the opposite side. In fact, the Unification Party Conference was held in ‘Helder‘s hall’ in 1875. Apparently, however, the old name ‘Kaltwasser‘s hall’ persisted among the locals.

Further structural changes were made under brewery owner Helder. In 1878, he had a staircase and an arcade added to the main building by city architect Julius Bertuch. As early as 1885, he sold the brewery and inn to Selmar Rohr (1827-1901) and Eduard Heynemann (1856-1886), who continued to run the former ‘Helder‘sche Brauerei’ as the ‘Gothaer Malzfabrik und Tivoli-Brauerei’ (Gotha malt factory and Tivoli brewery) from 1 July. The name ‘Tivoli’ derives from the Italian town of the same name and was a popular term for a place of entertainment or a garden theatre at the time.

Dr. phil. Paul Rohr was the last owner from 1902 to 1917, at first together with his mother Ida née Sebald (1836-1912). In 1918, the Erfurt brewery ‘Gottlieb Büchner’ briefly emerged as the owner, but in 1919 the factory owner and Councillor of Commerce August Blödner (1852-1927) took over the whole bankrupt estate. He had the now unused brewery torn down and the malt house converted into a three-storey residential building.

The Tivoli itself at Cosmarstraße 10 underwent remodelling according to the plans of renowned Gotha architect Alfred Cramer (1872-1938). The retaining wall towards Cosmarstraße was altered. The hall was used as a conference room for town council meetings beginning in November 1919, and the ground floor accommodated a nursery school from 1920.

This use did not change for a long time. Only the title of the town councillors changed from ‘Stadtverordnete’ to ‘Ratsherren’ in 1933 and nursery school of the Women‘s Aid Association became a child day care centre of the NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) (National Socialist People‘s Welfare) and finally, after 1945, the ‘Tivoli’ child day care centre. Even after 1950, the building was still owned by Frieda Maelzer and Marie Blödner, the daughters of August Blödner, for whom the part of Roststraße next to Tivoli had already been renamed August-Blödner-Straße as early as 1922.

In the run-up to the opening of the ‘Tivoli National Memorial Centre’ in April 1956, the city of Gotha purchased the property. The unadorned hall would not be remodelled and redesigned following the historical model until 1961. The 100th anniversary of the Unification Party Congress prompted the addition of a low-rise building to create more space for exhibitions.

In late April 1975, the now ‘Gotha Party Congress 1875’ memorial was reopened at Straße der Pariser Kommune 10. The Cosmarstraße had already been renamed in 1971. The August-Blödner-Straße had also become ‘Am Tivoli’ at that time, with the Tivoli itself is now being number 3.

After the memorial was closed in October 1990, the site sank into a deep sleep from which it was only awakened in 1998. The building was renovated in several phases using funds from the municipal budget. In May 2000, after the roof and the heating system had been renewed, the historic hall could be presented in perfect condition just in time for the 125th anniversary.

After completion of the extensive renovation work, which included the demolition of the low-rise annex, the building was taken over for use as a museum in January 2005 by the Friends’ Association ‘Gothaer Tivoli e.V.’, which was founded in 1992. In April 2006, a new permanent exhibition was opened to mark the 50th anniversary of the memorial, which will now be redesigned in time for the 150th anniversary of the Unification Party Congress in 2025.

Histoire du Tivoli de Gotha

Le futur Tivoli est construit vers 1830 en tant que maison d’été dans la banlieue de Sundhausen, à l’époque encore presque vierge de constructions. Le maître d’ouvrage est le conseiller financier Johann Wilhelm Andreas Lotze (1768-1846) qui avait sa résidence principale dans l’actuelle Siebleber Straße 26. Le terrain du jardin figure dans le carnet d’adresses de Gotha de 1833 à l’adresse Vorm Sundhäuser Thor 1182a et dans le plan de la ville de 1840 à la Ziegelhütten-Allee.

Après le décès du conseiller financier secret Lotze, ses héritiers ont mis la maison et le terrain en vente aux enchères au plus offrant et indiquent dès l’appel d’offres qu’ils conviennent parfaitement à des fins gastronomiques. L’ancien propriétaire du « Ratskeller », Ernst Voigt,achète la propriété pour 4015 thalers et est encore mentionné en 1848 comme tavernier.

Plus tard cependant, en 1852, Messieurs Sahlender et Trostbach sont les nouveaux propriétaires de la maison. Georg Häuser exploite le restaurant comme tavernier, et en 1857, Christoph Kaltwasser (1811-1862) reprend le restaurant et l’immeuble. Auparavant, il exploitait le « Steinmühle », situé aujourd’hui Steinmühlenallee 3, comme tavernier (gérant). Kaltwasser meurt cependant en 1862.

Sa veuve Ottilie née Scharfenberg (1819-1887) poursuit la « restauration de Kaltwasser ». Sur les plus anciens dessins de construction conservés, datant de 1867/68, « Madam Kaltwasser » est donc mentionnée comme propriétaire. Le 5 novembre 1865, une délibération du comité permanent de la fédération des associations ouvrières allemandes (Verein der deutschen Arbeiter-Vereine), suivie d’une assemblée des ouvriers, a lieu chez elle en présence d’August Bebel (1840-1913). Le 16 février 1867, le « Arbeiter-Bund » est fondé dans la salle « Kaltwasser ».

En 1872, le nouveau propriétaire est le restaurateur Friedrich Helder (1840-1886), qui fait aussitôt construire un bâtiment de brasserie sur le terrain du jardin d’en face. De facto, le Congrès de l’Unification de 1875 a lieu dans la salle « Helder ». Il semble qui l’ancienne appellation salle « Kaltwasser » ait persisté dans le langage populaire.

D’autres modifications architecturales sont effectuées sous le propriétaire de la brasserie, Helder.  En 1878, il fait ajouter au bâtiment principal une cage d’escalier et une arcade par Julius Bertuch, architecte de la ville. Cependant, dès 1885, il vend la brasserie et l’auberge à Selmar Rohr (1827-1901) et Eduard Heynemann (1856-1886) qui, à partir du 1er juillet, poursuivent l’exploitation de l’ancienne brasserie « Helder » sous le nom de « Gothaer Malzfabrik und Tivoli-Brauerei » (malterie de Gotha et brasserie « Tivoli »). Le terme « Tivoli » est dérivé de la ville italienne du même nom et est à l’époque un terme populaire pour parler d’un lieu de divertissements ou d’un théâtre de jardin.

Le dernier propriétaire est le Dr. phil. Paul Rohr de 1902 à 1917, initialement avec sa mère Ida, née Sebald (1836-1912). Après qu’en 1918, la brasserie « Gottlieb Büchner » d’Erfurt soit brièvement apparue comme propriétaire, le propriétaire de l’usine et conseiller commercial August Blödner (1852-1927) reprend en 1919 l’ensemble de la masse en faillite. Il fait démolir la brasserie inutilisée et transforme la malterie en un immeuble d’habitation de trois étages.

Le Tivoli lui-même, situé au Cosmarstraße 10, est également transformé selon les plans du célèbre architecte de Gotha Alfred Cramer (1872-1938). Le mur de soutènement vers la Cosmarstraße est notamment modifié. Dès novembre 1919, la salle est utilisée comme salle de réunion pour les assemblées municipales, et une école pour jeunes enfants est installée au rez-de-chaussée à partir de 1920.

Cette utilisation reste longtemps inchangée. Seul le titre de « Stadtverordnete » (conseiller municipal) devient « Ratsherr » (conseiller municipal) en 1933 et la crèche de l’association d’aide aux femmes (Frauenhilfsverein) devient une crèche de la NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) (Secours populaire national-socialiste) et enfin, après 1945, la crèche « Tivoli ».  

Encore après 1950, le bâtiment est la propriété de Frieda Maelzer et Marie Blödner, les filles d’August Blödner, en l’honneur duquel la partie de la Roststraße située près du Tivoli a été renommée August-Blödner-Straße dès 1922.

Avant l’ouverture du « Tivoli, mémorial national » en avril 1956, la ville de Gotha acquiert la propriété. Ce n’est qu’en 1961 que la salle, entièrement sans décoration, est réaménagée et équipée selon le modèle historique. Le centenaire du Congrès de l’Unification est l’occasion d’ajouter une annexe afin de créer un plus grand espace d’exposition.

Fin avril 1975, le mémorial du « Congrès de Gotha de 1875 », situé au Straße der Pariser Kommune 10, est rouvert. La Cosmarstraße avait déjà été renommée en 1971. La August-Blödner-Straße est également devenue « Am Tivoli », dont le « Tivoli » est devenu le numéro 3.

Suite à la fermeture en octobre 1990 du mémorial chargé de système (de la RDA), le bâtiment sombre dans une période de torpeur dont il ne se réveillera qu’en 1998. Le bâtiment est rénové en plusieurs phases grâce à des fonds du budget municipal. Une fois le toit terminé et le chauffage installé, la salle historique est présentée dans un état fraîchement rénové en mai 2000, précisément pour le 125e anniversaire.

Après la réalisation d’importants mesures d’assainissement, comprenant entre autres la démolition de l’annexe, la maison est reprise en janvier 2005 par l’association de soutien Gothaer Tivoli, fondée en 1992, pour une utilisation muséale. En avril 2006, une nouvelle exposition permanente est inaugurée à l’occasion du 50e anniversaire du mémorial. Elle doit maintenant être reconfigurée jusqu’au 150e anniversaire du Congrès de l’Unification, en 2025.

Ausgewählte Ausstellungsstücke

Gedenkmedaillen & Anstecker

Ein Rundgang mit Matthias Wenzel

Das Tivoli heute

Spenden

Für den Aufbau der neuen Dauerausstellung bittet der Förderverein Gothaer Tivoli e.V. um Spenden.

Unser Spendenkonto bei der Kreissparkasse Gotha:

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